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„Vertrauen - Verstehen - Verändern“

Schule braucht Veränderung, wenn Kinder nicht die Verlierer bleiben sollen

Bezirksdelegiertenversammlung des BLLV Schwaben 18./19. November in Augsburg

Unsere sich in einem ständigen Wandel befindliche Gesellschaft stellt Schule täglich vor neue Herausforderungen. Es geht darum, allen Kindern Zugang zu qualitativ hochwertiger, ihren individuellen Bedürfnissen entsprechender Bildung zu ermöglichen, sie auf ihrem Weg durch die Schule professionell zu begleiten und so umfassende Teilhabe zu verwirklichen. Diese zukunftsweisende gesellschaftliche Aufgabe kann Schule nur leisten, wenn die Rahmenbedingungen sowohl hinsichtlich der personellen, als auch der zeitlichen und räumlich-materiellen Ausstattung gegeben sind.

Die Coronapandemie und ihre Folgen hat bestehende Probleme an Grund-, Mittel- und Förderschulen in Bayern, wie sinkende Sprachkompetenz, zunehmende sozial-emotionale Schwierigkeiten und fehlende Leistungsfähigkeit verstärkt: Heutige Zweit- und Drittklässler kennen Schule größtenteils nur unter Pandemiebedingungen. Arbeit in Gruppen, wechselnde Sozialformen sowie kompetenzorientierte Unterrichtsformen waren nicht bzw. kaum zu verwirklichen. Sowohl die Lernlücken, als auch die Schwierigkeiten der Schülerinnen und Schüler auf sozialemotionaler Ebene machen sich täglich in allen Schularten und Klassenstufen bemerkbar, erfordern jede Menge pädagogisches Geschick, differenziertes Unterrichten sowie ein hohes Maß an Individualisierung. Die Situation wird durch die Integration ukrainischer und weiterer Flüchtlingskinder noch verschärft. Weder ausreichend Bildungsqualität noch zufriedenstellende Bildungsgerechtigkeit sind mit dem derzeitigen Lehrkräftemangel zu verwirklichen.

Zum Schuljahresbeginn konstatierte der BLLV 4000 fehlende Lehrkräfte, an den Grund -, Mittel- und Förderschulen in Bayern. So haben wir jetzt größere Klassen, Klassenzusammenlegungen, Kürzungen bei unterschiedlichen Fächern wie Musik, Kunst oder Sport, bei Förder- und Differenzierungsangeboten, sowie bei Arbeitsgemeinschaften, übervolle Deutschklassen und zunehmend pädagogisch nicht ausgebildetes Personal. Oftmals konnte die mobile Reserve nicht vollständig gebildet werden oder ist schnell komplett aufgebraucht, Stunden für die Kooperation mit Kindergärten und weiterführenden Schulen gestrichen.

All diese Maßnahmen gehen immer zuerst auf Kosten der Schwächsten. Das sind diejenigen, denen die Förderangebote, die Differenzierungen und die zusä tzlichen individuellen Angebote so sehr fehlen. Schulen brauchen deutlich mehr ausreichend
qualifiziertes Personal, um die Grundversorgung zu decken, aber auch um Grundprinzipien wie Individuelle Förderung, Inklusion, Integration, Arbeitsgemeinschaften und Ganztagsbetreuung verwirklichen zu können.

Deshalb fordern wir weiterhin vielfältige Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Lehrberufs, beginnend mit dem vom BLLV vorgelegten flexiblen Lehrerbildungsmodell mit ausreichend finanzieller Ausstattung der Universitäten für umfassende Studienangebote, dem Ausbau multiprofessioneller Teams, der Entlastung von Verwaltungsaufgaben bis hin zu einem breitangelegten Diskurs zur Frage, wie Schule sich verändern muss, um den Bedürfnissen der Kinder heute gerecht werden zu können.