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Schule und KI – wie passt das zusammen?

KI und Bildung?

Spielen intelligente Systeme eine Rolle für die Zukunft in der Bildung?

Die künstliche Intelligenz (KI) ist schon länger ein Teil des Alltags von LehrerInnen und SchülerInnen, auch wenn uns das nicht immer bewusst ist. Seit Jahren liefern uns Suchmaschinen passgenaue Treffer, erfüllen Sprachassistenten z. B. passende Musikwünsche, Navigationssystem helfen uns, Staus zu umfahren, usw.

Seit November 2022 steht die (Bildungs-)Welt Kopf - der Boom durch KI-basierte Programme, voran der Textgenerator Chat GPT zeigen uns immer weiter auf, was in baldiger Zukunft noch alles möglich sein wird.

„Schreib mir einen Aufsatz in der Ich-Form zum Thema Nachhaltigkeit“, „Erkläre mir das Herzkreislaufsystem in wenigen Worten“ oder was ist die Wurzel aus … - nicht wenige Schüler nutzen bereits die einfachen und offensichtlichen Möglichkeiten. Neben der Texterstellung ermöglichen auch komplexere Funktionen wie z. B. die Zusammenfassung von Artikeln, das Erstellen ganzer Präsentationen, das Kreieren von Bildern und Fotos für jeden in Sekundenschnelle ein Ergebnis - ist das nur der Anfang?

Was bedeutet der Einzug der KI die die Schule? Wie können wir reagieren, wenn Hausaufgaben oder Referate von einer Maschine erledigt werden? Welche Auswirkungen hat das auf die Themen Leistungsmessung und Prüfungsformate?

Oder soll der Einsatz von KI in Schule doch lieber verboten werden? Es gibt Länder, die den Einsatz von z. B. Chat GPT an Schulen nicht erlauben (z. B. New York), während sich das Kultusministerium in Bayern klar positioniert und Unterstützungsangebote (z. B. über ISB, ALP, und einen Orientierungsleitfaden anbietet:
https://www.km.bayern.de/schule-digital/orientierungsrahmen-ki-und-schule.html

Die Welt außen kann und darf aus Schule nicht herausgehalten werden. Aber wie stark wirken sich solche Programme auf die Motivation von SchülerInnen aus, Aufgaben selbständig zu lösen? Nicht wenige Experten warnen, die von Chatbots generierten Texte ohne Überarbeitung zu nutzen, da sie nicht immer fehlerfrei und richtig sind, Fakten z. B. durcheinandergebracht und Quellen erfunden wurden. Dadurch wird es sowohl für Lehrende als auch für die die SchülerInnen schwerer, Informationen zu bewerten und wichtiger über Quellen und ihre Glaubwürdigkeit zu sprechen und lernen, Falschmeldungen zu erkennen.

Für die meisten von uns stellt die Nutzung von KI-basierten Werkzeugen Neuland dar. Chat GPT bietet uns LehrerInnen vielfältige Möglichkeiten, unsere Arbeit zu erleichtern. So plant die KI beispielsweise ganze Unterrichtseinheiten samt Material mit Differenzierungsangeboten.

 

Leichter unterrichten mit KI?
Wie Textgeneratoren LehrerInnen und Lernenden helfen können

Stundenübersichten-Sequenzpläne erstellen und passende Lerninhalte und Methoden an die Bedürfnisse von Schülern anpassen:
Z. B. Rollenspiel: Plane ein Rollenspiel für die 9. Klasse zur Französischen Revolution. Ich möchte einen Stundenverlauf und einige Rollenkarten, damit die SchülerInnen Material an der Hand haben, um das Rollenspiel durchzuführen. Es ist für 90 Minuten geplant.

Anderes Bsp.: Erstelle eine Tabelle mit Zeit, Lehrerverhalten, Schülerverhalten, Medien, Sozialform und plane darin eine 45-Minuten-Unterrichtsstunde. Das Lernziel ist: Die Schüler können ein gleichwinkliges Dreieck zeichnen. Plane den Unterricht auf Grundlage der Basisdimensionen guten Unterrichts: kognitive Aktivierung, konstruktive Unterstützung und effektive Klassenführung.

 

Lernmaterialien generieren:

  • Aufgabe erstellen lassen: Erstelle mir 6 Aufgaben, um das Lernziel XY zu erreichen. Die Aufgaben sollen in 15 Minuten zu lösen sein.
  • Arbeitsblatt: Erstelle mir Aufgaben für ein Arbeitsblatt, mit dem die SchülerInnen in Kleingruppen Vor- und Nachteile von Siedlungen in Vulkangebieten erörtern können. Als Material benötigte ich einen Text, der aufzeigt, wie das Leben am Vulkan aus der Sicht eines Anwohners am Vesuv ist
  • digitaler Hefteintrag: Schreibe drei Absätze darüber, wie man einen gemischten Bruch in einen unechten Bruch umwandeln kann. Am Ende jedes Absatzes stellst du bitte eine Multiple-Choice-Frage.

 

Lernmaterialien personalisieren

Material an Bedürfnisse und Lernstand von SchülerInnen anpassen, Formulierungen zum individuellen Fortschritt oder andere Möglichkeiten anzeigen lassen, damit der Lernstoff für die für sie am besten geeignete Art und Weise aufgenommen werden kann.

Auch können personalisierte Rückmeldungen und Feedbacks erstellt werden, auch in Richtung individueller Lernpläne z. B. über erstellte Fragebögen. Die Ergebnisse können dann mit der KI (z. B. Chat GPT) ausgewertet werden, sodass konkrete Handlungsempfehlungen daraus entstehen und Unterricht in Richtung Verständlichkeit, Lehrmethoden, Motivation verbessert werden kann.

 

Wie mit ChatGPT und ähnlichem im Unterricht umgehen?

Es werden in naher Zukunft weitere KI-Programme Einzug in die digitale Welt halten, bestehende werden sich weiterentwickeln. Daher ist es wichtig, sich bereits jetzt mit den Chancen und Risiken auseinanderzusetzen.

  • KI nicht verbieten
    Ein Verbot verhindert die aktive Auseinandersetzung. Es gibt Tools, die KI-generierte Texte (ähnlich wie Plagiate) erkennen, diese sind jedoch oft fehlerhaft und können ausgetrickst werden
  • KI nicht ausblenden
    Mit Sicherheit kann nicht mehr ausgeschlossen werden, dass für eine Aufgabe keine KI zu Rate gezogen wurde
  • KI zusammen nutzen
    Grenzen und Möglichkeiten können dann diskutiert werden, wenn man die gefundenen Informationen diskutiert und die Programme mit in den Schulalltag integriert:
      - von ChatGPT einen Text den SchülerInnen zeigen und nach Quellen und Informationen suchen, diese besprechen und bewerten
      - zu einem besprochenen Unterrichtsthema Fragen sammeln und diese von einem Bot beantworten lassen, diese Antworten hinterfragen und besprechen

 

Darf ich ChatGPT im Unterricht einsetzen?

Datenschutz und Mindestalter in den AGB

Erst nach einer Registrierung ist ChatGPT nutzbar, die Nutzungsdaten werden in die USA übertragen, dort gespeichert und verarbeitet. Bei der Firma OpenAI ist das angegebene Mindestalter für die Nutzung 13 Jahre, für eine Registrierung beträgt sie 18 Jahre. Somit ist es nicht zulässig, dass SchülerInnen unter 18 Jahren verpflichtet werden können, einen Account anzulegen. Es dürfen keine negativen Konsequenzen erfolgen, falls SchülerInnen dieses Programm nicht nutzen wollen.
Eine datenschutzkonforme Nutzung von ChatGPT ist möglich, wenn eine Lehrkraft in eigener Verantwortung einen Zugang bei OpenAI anlegt und diesen im Unterricht zu Demonstrationszwecken nutzt. Dieser Account kann auch SchülerInnen zur Verfügung gestellt werden, allerdings nur, wenn die SchülerInnen über 13 Jahre alt sind und die benutzten Geräte nicht personalisiert sind.

KI-basierte Tools werden die Lernkultur verändern. Zum Wandel dieser gehört, dass weniger reproduziertes Wissen abgefragt wird. Wieso nicht nach einem Referat/Präsentation eine ausführliche Fragerunde ansetzen, bei der alle digitalen Medien ausgeschaltet werden? Durch die mündliche Beantwortung kann geprüft werden, ob jemand das Thema wirklich verstanden hat. Auch der Projektunterricht bekommt in diesem Zusammenhang eine stärkere Bedeutung: kreative Ergebnisse wie z. B. ein Film oder ein Podcast tragen dazu bei, selbständig Wissen zu einem Thema zu erarbeiten und dies mündlich oder schriftlich in ein Lernprodukt zu integrieren. Nutzen wir die vielfältigen Chancen!
 

Text: Doris Sippel

 

In diesem Artikel wird die Frage aufgeworfen, wie KI-basierte Anwendungen Lehren und Lernen in der Schule verändern, welche Chancen, aber auch Risiken sie bergen. Wir befragten Andreas Spatz, Schulleiter der GS Jettingen-Scheppach, einer der 15 Schulen in Bayern, bei denen der Pilotversuch „KI@school“ läuft. Zudem wurde diese Grundschule bei der Preisverleihung zum Deutschen Schulpreis 2023 in Berlin mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Seine Antworten dazu finden Sie in der Ausgabe der #bildungsstark, "Zukunft Schule!?"