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Presseerklärung

Demokratie muss im Schulalltag erlebbar sein!

BLLV Schwaben will Werte- und Demokratiebildung an Schulen neu denken: Demokratie muss im Schulalltag erlebbar sein!

• Bezirksvorstand hält Verfassungsviertelstunde für nicht zielführend.

• Vorsitzende Gertrud Nigg-Klee: „Demokratie werden Schülerinnen und Schüler nur lernen, wenn sie sich selbst einbringen können.“

• Fortbildungsreihe zum Thema Werte- und Demokratiebildung für 2024 ins Leben gerufen.

Die Werte- und Demokratiebildung in der Schule hat der BLLV Schwaben im laufenden Jahr 2024 zu seinem Schwerpunktthema gemacht. Hintergrund sind die Ergebnisse der Jugendwahl im letzten Herbst und eine zunehmende Spaltung in der Gesellschaft. Die Vorsitzende des BLLV Schwaben Gertrud Nigg-Klee erklärt dazu:

„Schon in der Grundschule fällt es Kindern heute schwer, sich auf andere einzustellen, unterschiedliche Sichtweisen zu akzeptieren oder auch sich gemeinsam mit der Lösung von Problemen und Konflikten auseinanderzusetzen. Umso wichtiger ist es, demokratische Werte in der Schule zu vermitteln. Bisher ist Schule ein hierarchisches System, in dem wenig Demokratie erlebbar ist. Schülerinnen und Schüler haben das Gefühl, nur funktionieren zu müssen, ohne selbst bestimmen zu können. Außer bei der Wahl des Klassensprechers oder im Klassenrat sind sie selten direkt an demokratischen Prozessen beteiligt.“

Im Gegensatz zur Verfassungsviertelstunde, die im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern als Antwort auf die Veränderungen in der Gesellschaft festgeschrieben wurde, plädiert die Vorsitzende des BLLV-Schwaben für eine größere Vision von Schule – weg vom Auswendiglernen:
„Wir brauchen keine wöchentliche Viertelstunde, in der noch mehr Unterrichtsstoff gepaukt wird. Wir brauchen kein eigenes Unterrichtsfach. Demokratie muss im Schulalltag erlebbar sein. Demokratie werden Schülerinnen und Schüler nur lernen, wenn sie sich selbst einbringen können. Und Demokratie muss von den Lehrerinnen und Lehrern vorgelebt werden. Ein respektvolles Miteinander kann nur gelingen, wenn es für alle gilt.“

Wie Demokratie in der Schule funktionieren kann, konnten die Mitglieder des Bezirksvorstands auf ihrer diesjährigen Klausurtagung in Bad Hindelang in Workshops erfahren. Unter Anleitung der Psychologin Gerlinde Wagner schlüpften die Lehrerinnen und Lehrer in verschiedene Rollen und konnten so Möglichkeiten und Grenzen unterschiedlicher Szenarien und Fragestellungen einer demokratischen Öffnung von Schule erfahren. Katharina Wezel, Leiterin des Referats Schulpolitik im BLLV Schwaben, berichtet:

„Wenn Schülerinnen und Schüler in unterschiedlichsten Bereichen des Schullebens mitbestimmen dürfen, erfahren sie Selbstwirksamkeit und erkennen, wie vielschichtig Entscheidungsprozesse sind. Echte Partizipation ist Grundlage für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen allen Beteiligten. Lernen findet dann auf einer ganz anderen Grundlage statt. In der Schule gibt es viele Bereiche, wo Schülerinnen und Schüler mitbestimmen können, beispielsweise bei der Pausenhofgestaltung oder der Schulverpflegung. Sie lernen im Kleinen, wie man etwas bewegen kann, und Achtsamkeit – für die eigenen Bedürfnisse, aber auch für die Bedürfnisse der anderen. Wer nicht entscheiden kann, schiebt Verantwortung schnell ab. Wenn wir mehr Demokratie beibringen wollen, müssen wir die Schülerinnen und Schüler einbeziehen.“

Der BLLV Schwaben will Werte- und Demokratiebildung an Schulen neu denken. Die vom Kultusministerium geplante tägliche Verfassungsviertelstunde halten die Mitglieder des Bezirksvorstands so für nicht zielführend und fordern weit intensivere und nachhaltigere Möglichkeiten, um demokratisches Lernen für Schülerinnen und Schüler bereits im Grundschulalter erlebbar zu machen. Dazu soll es ein Angebot für die BLLV-Mitglieder geben. Der Bezirksvorstand hat eine Fortbildungsreihe zum Thema Werte- und Demokratiebildung für 2024 ins Leben gerufen.