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Corona verschärft Lehrermangel

Besser mehr Zeit und mehr Personal

Die Staatsregierung möchte die Schulen während der nächsten Wochen offen halten. Das ist als positives Signal zu werten. Allerdings belastet diese Situation die Beteiligten vor Ort sehr. Schulleitungen stehen vor der täglichen Herausforderung, wie sie die Klassen versorgen sollen, da wegen Krankheit oder Quarantäne immer mehr Lehrkräfte fehlen. Natürlich geht der Schutz der Gesundheit vor. Das gilt aber nicht nur für Schülerinnen und Schülern, sondern muss auch für Lehrkräfte oberstes Gebot sein.

Schultage ohne Erholungszeiten (Aufsicht der eigenen Klasse während der Pausen), zahlreiche Überstunden, um fehlende Lehrkräfte zu ersetzen und eine komplett veränderte Unterrichtssituation (Wegfall von Gruppenarbeiten, Sitzkreisen, gemeinsamen Singens sowie die Beachtung von zahlreichen Lüftpausen, das Einplanen von Hygienevorgaben wie vermehrtes Händewaschen, uvm.) belasten den Schulalltag enorm. . Neben Klassenlehrkräften leiden auch Lehrkräfte ohne Klassenführung. Sind sie es doch, die mehrmals täglich unterschiedliche Schülergruppen aufsuchen und dort – häufig in klassengemischten Gruppen – unterrichten. Bei weiteren Beschränkungen fällt oft dieser Unterricht aus, um durch klassenreine Einheiten die Infektionsgefahr zu reduzieren. Fachlehrkräfte, welche wochenlang fachfremd die auf Mathematik-, Deutsch- und Englischunterricht reduzierte Stundentafel mit „unterrichten“, weisen auf ihre fehlende Lehrbefähigung in diesen Fächern hin. Sie beklagen, dass Schule auf scheinbar „wichtigere“ Inhalte beschränkt und auf wenige Fächer reduziert wird. Sport, Musik, Religion/Ethik und arbeitspraktische Fächer würden den Schüler*Innen vorenthalten und damit der schulische Bildungsauftrag nicht erfüllt.

Die nun ausgelobten Prämien für die geleistete zusätzliche Arbeit sind ein schönes Zeichen der Anerkennung. Aber sicher hätten viele Beschäftigte in den Schulen auf diese finanzielle Auszeichnung verzichtet, wenn stattdessen frühzeitig zusätzliche Lehrkräfte eingestellt worden wären, damit die Auswirkung der Corona-Pandemie diesen Lehrermangel nicht verschärft. Nicht wenige Schulleitungen würden statt der zur Verfügung gestellten Prämie sicher eine Ausweitung der Leitungszeit als sinnvollere Hilfe ansehen. Verwaltungsangestellte, die den erhöhten Arbeitsaufwand mittragen, gehen bei der Prämienvergabe sogar komplett leer aus! So werden die sicher gut gemeinten monetären Zuwendungen als Ablenkung vor Versäumnissen angesehen, die der BLLV seit Jahren bei der Staatsregierung angemahnt hatte. Mit diesen Konzepten ist es nur schwer vorstellbar, dass Schule ihren Bildungsauftrag verwirklichen kann und Schüler*innen und alle Beschäftigten im Schuldienst die kommende Zeit gut überstehen.

Der BLLV fordert deshalb jetzt erst recht bessere Arbeitsbedingungen. Maßnahmen wie A13 tragen dazu bei mehr junge Menschen für den Lehrerberuf in Grund- und Mittelschule zu begeistern. Eine flexiblere Lehrerbildung hilft den akuten Lehrermangel in Grund-, Mittel- und Förderschule zu reduzieren. Zudem fordern wir eine Ausweitung der Leitungszeit für Schulleitungen, die sich vor Ort mit Hygienepläne, Lehrerausfälle, Elternbeschwerden uvm. auseinandersetzen müssen.

Text: Christian Gerhart
Bild: pixabay./ sweetlouise