Ein Visionär und Kämpfer in pädagogischer Hinsicht

Zum Tod von Nepomuk Staudinger, dem Ehrenvorsitzenden des BLLV Schwabens

Nepomuk Staudinger verstarb am 19. Oktober 2017 im Kreise seiner Familie. Ende November ehrte der BLLV Schwaben seinen außergewöhnlichen Kollegen und Menschen im Rahmen einer Gedenkfeier im Bayerischen Schulmuseum in Ichenhausen.

Es ist ein grauer Nachmittag, als die Trauerfeier beginnt. Mit dem Andante in C-Dur am Flügel ehrt Markus Schmid seinen ehemaligen Rektor. Als er später Beethoven spielt, bricht für den Augenblick des Musikstücks die Sonne durch und lässt den Flügel erstrahlen, als ob ein Lächeln oder Zwinkern von „oben“ durchbricht. Das würde auch zu den Worten von Gertrud Nigg-Klee, der Bezirksvorsitzenden des BLLV Schwabens passen, die aus dem Brief von Nepomuk Staudingers Tochter Isolde vorträgt, dass diese sich wünscht, dass wir ihren Vater als fröhlichen Menschen, mit einem Lächeln im Gesicht, in Erinnerung behalten sollten.

Im Rückblick auf sein Leben stellten die folgenden Redner, allen voran Dr. h. c. Albin Dannhäuser – Ehrenpräsident des BLLV, Herwig Puschner, seines Zeichens Vorsitzender des Vereins der Studentenwohnheime des BLLV e. V. und Roland Grimm, der Vorsitzende des BLLV Kreisverbands Günzburg, die Verdienste des Verstorbenen heraus.

Nepomuk Staudinger hatte sein gesamtes ehrenamtliches Leben in den Dienst des BLLV gestellt. Er hat an allen schul- und berufspolitischen Großentwicklungen der Nachkriegszeit mitgewirkt. Nahezu 70 Jahre unserer Verbandsgeschichte verkörperte er, die Ende 1948 in Krumbach begann. Als ihn der spätere Rektor der Knabenvolksschule Krumbach Edmund Herb auf der Straße aufhielt und ihn einlud den Junglehrervertreter im wiederbegründeten Bayerischen Lehrerverein zu übernehmen.

Nepomuk Staudinger wurde ein Visionär und Kämpfer in pädagogischer Hinsicht und auch schul-, berufs- und verbandspolitisch.

Sein pädagogisches Kernanliegen als Lehrer und Schulleiter war es, jedes Kind bestmöglich zu fördern. Mit sicherem Blick erkannte er sowohl besonders förderbedürftige wie auch talentierte Kinder. So drängte er als sehr junger Lehrer darauf, dass sein Schüler Theo Waigel unbedingt auf das Gymnasium wechselte.

Seine schul- und bildungspolitische Vision war es, dass ein demokratischer Staat das Recht eines jeden jungen Menschen auf Bildung bestmöglich einzulösen hat. Energisch setzte er sich ein für günstige Lern- und Arbeitsbedingungen für Schüler und Lehrer gleichermaßen. Für ihn war klar, dass es der Schule nur gut geht, wenn es auch den Lehrern gut geht.

Für den Vorstand bei der Wiederbegründung des Bayerischen Lehrervereins in Krumbach war Nepomuk Staudinger ein „Glücksgriff“, denn er packte mit an, wollte mitsprechen und mitgestalten. So gründete er die ABJ Krumbach, war Vorsitzender der ABJ Schwaben, acht Jahre lang BLLV-Kreisvorsitzender und 16 Jahre lang war er als Bezirksvorsitzender die Stimme der schwäbischen Lehrerschaft und danach viele Jahre lang Vorsitzender unseres Vereins „Studentenwohnheime des BLLV e.V.“ mit den Häusern in Augsburg, München, Regensburg und Würzburg.

Nepomuk Staudinger war ein begnadeter „Menschenfischer“. Es gelang ihm, über Generationen hinweg, junge fähige und zuverlässige Mitstreiter für den BLLV zu gewinnen, die heute den BLLV mit tragen. Er hat unserem Verband gedient und sich um ihn verdient gemacht. Der BLLV-Landesverband hat seine Verdienste mit der Karl-Heiß-Medaille und der Ehrenmitgliedschaft, der BLLV-Bezirksverband mit der Johann-Gualbert-Wälder-Medaille und des Verleihung der Ehrenvorsitzenden gewürdigt. Seiner in Ehren zu gedenken, ist uns eine vornehme Pflicht.

Text: Eva-Maria Hämmerle